Lesenswertes der letzten Zeit – Stillen, Arbeiten und Basteln

Wie schön: Im futblog gibt es ab sofort eine Muttiblogrubrik. Der erste Beitrag stammt von Carla und trägt den Titel „badass breastfeeding„. Sie widmet sich dem Thema aus der Sicht einer, die länger als der österreichische Durchschnitt gestillt hat. Carla möchte mit einigen Mythen aufräumen, mit denen sie während ihrer Stillzeit konfrontiert war. Unter anderem damit, dass Stillende in Askese leben müssen. Also, falls ihr stillen wollt und es euch trotzdem gut gehen lassen wollt: futblog lesen!

In den Kommentaren geht es heiß her, wie meist beim Thema Stillen. Menschen die sich von in der Öffentlichkeit Stillenden gestört, belästigt oder was auch immer fühlen kommen zu Wort. aufZehenspitzen verlinkt hilfreiche Tipps für sie. Am besten fand ich den hier:

3. Dress appropriately. Try wearing a scarf or a top that has a hood. That way, if you encounter a nursing mother, it’s simple to pull the fabric up over your eyes, or to pull the hood forward to act as blinders so you can easily avert your eyes and not suffer any peripheral vision of nursing a baby.

Die vollständige Liste von scepticalmothering.com zum Weiterreichen und Verlinken gibt es hier.

aufZehenspitzen setzte sich in ihrem Blog jüngst damit auseinander wie, wo und warum Feminismus und Neoliberalismus miteinander verbandelt sind.

Der Neoliberalismus strebt nicht nach Solidarität oder Gerechtigkeit, und auch nicht nach Antiklassismus oder Antirassismus. Sich also mit so einem (argumentativ) verbandeln oder doch lieber eigene Wege gehen? Ich plädiere für letzteres.

Feminismus aufs Ohr – Der lila Podcast“ so der Titel des neuen Podcasts von Frau Lila. In Folge zwei nehmen sich Kathrin Rönicke und Susanne Klingner das Thema Arbeit vor. Sie sprechen über:

Arbeit und Familie, die Frage, ob es Vereinbarkeit überhaupt gibt und geben kann und über die Idee des Bedingungslosen Grundeinkommens. Macht Selbstständigkeit uns glücklicher? Wie arbeiten heute die meisten Menschen? Welche Unterschiede in ihrer Herangehensweise an Arbeit gibt es zwischen Männern und Frauen (oder auch nicht?)?

Überfordert sein im Kleinfamilienkosmos? Kommt mir bekannt vor. Melanie von glücklichscheitern hat für die Mädchenmannschaft eine der Situationen beschrieben, die sie im Kleinfamilienkosmos überfordern. In ihrem Text Mädchenväter geht es um Aussagen von eben diesen, im Stil von

und wenn die kleine mir mal mit nem jungen nach hause kommt, DER kann was erleben!

Was alles hinter solchen Aussagen steckt? Eins will es ja eigentlich gar nicht wissen. Die Analyse ist trotzdem sehr lesenswert.

Österreich hat im Europavergleich eines der liberalsten Abtreibungsgesetze. Warum die Zustände trotzdem unhaltbar sind erfahren wir von Sandra Ernst-Kaiser in ihrem Kommentar „Abtreibung raus aus dem Strafrecht“ auf diestandard.at. Besonders in den westlichen Bundesländern ist die Situation katastrophal. Es gibt noch immer kein öffentliches Krankenhaus, das Frauen einen Abbruch ermöglicht. In Tirol, wo die Kosten für eine Abtreibung dem freien Markt überlassen sind, sind Kosten von 1000€ für einen Abbruch üblich. Wir leben in einem Land, in dem ein Schwangerschaftsabbruch eine Frage des Geldes ist.

Ein vergleichsweise harmloses Thema, das mich zur Zeit beschäftigt ist die Frage, ob ich dem Kind Bücher, das es geschenkt bekommen hat und die ich nicht so toll finde (also nicht die, die mensch gleich in den Müll wirft, sondern die, bei denen mensch sich beim Vorlesen teilweise denkt, was lese ich hier eigentlich) einfach vorenthalten soll.

@leitmedium, Vater einer vierjährigen Tochter beschreibt auf kleinerdrei, warum er manche Bücher (aus seiner Kindheit) seiner Tochter lieber nicht vorliest.. „Die “heile” Welt von Janosch, Conni & Co. – und warum ich sie meiner Tochter nicht zumute“.

Wenn auch bei euch die Auswahl von Kinderbüchern, bzw. überhaupt die Suche nach guten (emanzipatorischen) Kinderbüchern aktuell ist, dann sei euch der Kinderbuchkritikblog buuu.ch! ans Herz gelegt, bzw. die Juni Ausgabe der Anschläge mit dem Schwerpunkt „Emanzipatorische Kinder- und Jugendliteratur“.

Etwas off topic, aber weil es so schön ist und weil ich es liebe zu basteln: ebenfalls auf kleinerdrei gibt es Nicoles Liebeserklärung ans Basteln zu lesen. Wenn ihr Motivation sucht um mal wieder etwas selber zu machen, oder einfach gerne zwischendurch die Handarbeit feiern wollt, dann solltet ihr unbedingt „Hand Made Crafts – eine kleine Liebeserklärung“ lesen.

Vom Alleinesein

Vor ein paar Jahren war ich auf einer Klausur mit meinen damaligen Arbeitskolleg_innen. Traditionellerweise wurde nach dem Abendessen bis spät in die Nacht zusammengesessen. Eine Kollegin verabschiedete sich direkt nach dem Essen. Sie wolle unbedingt ein paar Stunden alleine in ihrem Zimmer sein. Sie habe das sonst nie.

Ich fand das damals schockierend. Alleine in meiner Wohnung war die Art und Weise, wie ich einen Großteil meiner Zeit verbrachte. Ich hielt und halte Alleinesein für eine wichtige Lebensressource. Aussagen wie die meiner Kollegin ordnete ich ein in die Reihe von Argumenten, warum ich nie mit einem Partner zusammenleben wollte und warum Kinder haben unmöglich erschien.

Als ich schwanger war bin ich zu meinem Freund gezogen und in der Zwischenzeit sind wir in eine größere Wohnung umgezogen. In den ersten sechs Monaten nach der Geburt meines Kindes war ich nie mehr als zwei Stunden alleine. Unvorstellbar. Ich war ganz oft ohne Kind, aber ich war ganz selten nur mit mir. Früher dachte ich immer, wenn schon zusammenziehen, dann nur unter der Bedingung eines eigenen Zimmers für jede_n.

Der (geförderte) Wohnbau und die dahinterstehenden Architekt_innen konstruieren die ideale Familienwelt mit. Im Plan unserer Wohnung ist fein säuberlich eingezeichnet in welchem Zimmer das Doppelbett der Eltern steht und wo das Kind spielt. Natürlich können die Räume einfach anders genutzt werden. Wir nutzen sie nur zufällig genau so wie vorgesehen. Meistens fühlt sich das auch ganz gut an. Aber manchmal.

Wir sprechen viel darüber, wie toll es ist ein Kind zu haben und wie toll es im speziellen ist unser Kind zu haben. Wenn es darum geht, was wir dennoch vermissen, dann ist alleine Zeit zuhause zu verbringen ganz oben auf der Liste. Wir sind eifersüchtig aufeinander, wenn sich eine_r einen Nachmittag freispielen kann und dadurch mehr Zeit für sich hat.

Im Moment verbringe ich ein ganzes Wochenende alleine zuhause. Der Freund und das Kind sind zu den Großeltern aufs Land gefahren. Ich habe keine Verabredung, keine Arbeit, keine Aufgaben. Es fühlt sich großartig an. Bitte mehr davon.